Fast jeder Vierte (23 Prozent) ist nach Angabe des Branchenmagazins“Internet World“ beim Online-Shopping schon einmal betrogen worden. Zum Beispiel, indem er trotz Zahlung per Vorkasse, keine Ware erhalten hat. Oder die erhaltene Ware entsprach nicht der Produktbeschreibung.
Trend- und Hightech-Produkte, Designer-Kleidung oder Kosmetik: Die Produktpalette der Verkaufsplattformen wird immer attraktiver. Der Anteil des Online-Handels am Gesamtumsatz des Einzelhandels wächst ungebremst und erreichte 2019 insgesamt immerhin 10,8 Prozent. Im Internet besonders nachgefragte Warengruppen, wie Elektronik oder Mode, haben inzwischen einen Anteil deutlich über 30 Prozent – Tendenz steigend. Und jeder dritte Online-Käufer bestellt nach Recherchen des WDR mehr als einmal pro Woche im Netz.
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Kein Wunder also, dass die betrügerische Abzocke im Netz Konjunktur hat. Ganz vorn dabei sind gefälschte Internet-Plattformen – die sogenannten Fake-Shops. Diese locken mit besonders günstigen Preisen und sind, als geschickte Kopien real existierender Websites, auf den ersten Blick nicht ohne Weiteres zu erkennen. Nach erfolgter Vorauszahlung erhalten die Käufer dann minderwertige, oder häufig noch schlimmer, gar keine Ware. Dann täuschen die Betrüger vermeintliche Lieferschwierigkeiten vor, um die Betroffenen erst einmal von weiteren Schritten abzuhalten.
Warnzeichen: Phantasie-Siegel und Vorkasse
Um ihrem Fake-Shop einen seriösen Anstrich zu verleihen, benutzen die Betrüger gerne falsche, frei erfundene Gütesiegel. Alternativ benutzen sie echte Gütesiegel, ohne das entsprechende Zertifikat zu besitzen. Deshalb empfehlen die Verbraucherzentralen, zur Überprüfung auf das Siegel zu klicken. Das zeigt, ob das Siegel mit einem gültigen Zertifikat des Siegelbetreibers verlinkt ist.
Normalerweise gilt beim Online-Kauf: Erst die Ware, dann das Geld! Kein Wunder also, dass die Fake-Shops an dieser Stelle den entgegengesetzten Weg gehen und auf Vorabkasse bestehen. Zumeist werden dem Kunden dabei erst einmal mehrere Zahlungsoptionen angeboten, bis ihnen dann beim letzten Bestellschritt unversehens Vorabkasse via Überweisung abverlangt wird. Vorsicht ist in diesem Zusammenhang auch vor einem möglichen Mißbrauch der übermittelten Bezahldaten geboten.
Pflichtlektüre für jeden Online-Shopper
Um sich vor solchen Betrügereien zu schützen, hilft der Blick ins Impressum, oder in die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB). Wo diese fehlen, ist ohnehin von einer Bestellung abzuraten. Das Impressum sollte unbedingt eine Postadresse, einen Vertretungsberechtigten mit E-Mail-Adresse und einen Eintrag ins Handelsregister mit entsprechender Nummer enthalten. Aber auch das kann alles Fälschung, also frei erfunden, oder gestohlen sein.
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Bundesrat fordert Regierung zum Handeln auf
Diese und weitere Hinweise, um sich vor den Betrügereien der Fake-Shops zu schützen, finden sich auf der Homepage des „Marktwächters Digitale Welt“ der Bundesverbraucherzentrale. Angesichts der immer professioneller auftretenden Fake-Shops, die häufig auf Identitätsdiebstahl basierende real existierende Daten und Adressen verwenden, hat der Bundesrat jetzt die Initiative ergriffen.
In seiner Entschließung vom 20. Dezember 2019 fordert er die Bundesregierung auf, sich dafür einzusetzen, dass die Verbraucherzentrale Bundesverband e. V. (vzbv) eine spezielle Informationsplattform einrichtet. Diese soll den Nutzerinnen und Nutzern alle Identifikationsmerkmale von Fake-Shops vermitteln und sie in die Lage versetzen, einen seriösen Online-Handel von betrügerischen Plattformen zu unterscheiden.
Identitätsprüfung bei Domain-Anmeldung
„Auf dieser Informationsplattform sollte zudem auf die Notwendigkeit der Anzeigenerstattung bei der Polizei hingewiesen werden, da diesem Kriminalitätsphänomen nur so wirksam begegnet und der Fake-Shop schnellstmöglich vom Netz genommen werden kann“ – heißt es in der Entschließung des Bundesrates. Außerdem soll die Anmeldung von Internetseiten mit einer Domain künftig nur mit einer Identitätsprüfung möglich sein. Aber wie eine solche in der Tat zielführende Identitätsprüfung am Ende etabliert werden könnte – darüber werden sich die Fachleute noch den Kopf zerbrechen müssen. Bis dahin gilt: Vorsicht vor Fake-Shops und unbekannten, vielleicht sogar auffälligen Internetadressen!