Das neue Baukindergeld und seine Befristung bis Ende 2020 wird in ersten Stellungnahmen differenziert beurteilt. Viele Experten rechnen mit Vorzieheffekten und steigenden Preisen.
Der Hauseigentümerverband Haus und Grund hat die Befristung des Baukindergeldes bis Ende 2020 als „bitteren Wermutstropfen“ für Familien bezeichnet. Sein Verband begrüße zwar die endgültige Einigung der Koalitionsspitzen auf das Baukindergeld, „allerdings haben die Diskussionen in den vergangenen Wochen zu großer Verunsicherung bei Kaufwilligen geführt“, sagt der Präsident des Verbandes, Kai Warnecke in der „Rheinischen Post“.
IDW attestiert Regierung Armutszeugnis
Auch die Ökonomen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IDW) sind wenig begeistert. „Es ist ein Armutszeugnis, wenn die Regierung mit dem Baukindergeld ein Instrument einführt und gleichzeitig wieder abschafft“, sagt Michael Voigtländer, Leiter des Kompetenzfelds Finanz- und Immobilienmärkte beim IDW.
Gegenüber dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND)“ kritisiert er: „Eine verlässliche, nachhaltige und langfristige Politik sieht anders aus“. Außerdem bezweifelt er, dass der vorgesehene Finanzrahmen von 1,6 Milliarden Euro ausreicht. „Nach unseren Berechnungen wird das Baukindergeld in den nun vorgesehenen drei Jahren mindestens 2,7 Milliarden Euro kosten“, so Voigtländer.
Die IDW-Experten gehen weiter davon aus, daß der zu erwartende „Vorzieheffekt“ beim geplanten Eigenheimkauf zu Preissteigerungen führen wird. „Der ohnehin schon minimale Fördereffekt des Baukindergeldes droht dadurch vollends zu verpuffen“ prophezeit Michael Voigtländer.
Bauindustrie setzt auf ländlichen Raum
Bei der Bauindustrie ist die Freude dagegen groß. „Jungen Familien die Eigentumsbildung zu erleichtern, kann dem Wohnungsbau einen deutlichen Schub geben“, sagt Dieter Babiel, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, gegenüber dem Redaktionsnetzwerk. „Wir erwarten, dass der positive Effekt aufgrund der hohen Bodenpreise in den Großstädten vor allem in den ländlichen Regionen die Nachfrage antreibt“, so Babiel weiter. „Dies kann auch zur Entlastung der angespannten Situation in den Städten beitragen.“
Gewerkschaft rechnet mit Vorzieheffekten
Die IG Bau rechnet mit spürbaren Vorzieheffekten. „Die nun offenbar beschlossene Befristung des Baukindergelds bis Ende 2020 kann dazu einen Beitrag leisten, weil manche Familie ihre Bauentscheidung vorverlegen wird“, sagt der IG BAU-Bundesvorsitzende Robert Feiger gegenüber dem RND. „Es ist richtig, den Sozialwohnungsbau und bezahlbaren Wohnraum zu fördern und darüber hinaus jetzt alle Instrumente zu nutzen, um das Ziel der Bundesregierung von bundesweit 1,5 Millionen Neubauwohnungen bis 2021 zu erreichen“, so der IG BAU-Chef, der aber anmerkt: „Ob die Maßnahme erfolgreich wird, hängt aber entscheidend davon ab, ob die Behörden in der Lage sind, die steigende Zahl von Baugenehmigungen rechtzeitig zu erteilen. Denn für den Anspruch auf das Baukindergeld kommt es darauf an, wann die Genehmigung vorliegt.
R.B. mit Material der dts-Nachrichtenagentur
1 Kommentare
Im Bereich des Baukindergeldes sollte es viel mehr Aufklärung geben, denn es gibt sicherlich noch sehr viele, die garnicht wissen, worum es dabei geht und dann ist schnell eine Frist verstrichen, in der man es nutzen kann.
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