Als „Ultima Ratio“ im Kampf gegen das Coronavirus denken Experten im Gesundheitsministerium offenbar über eine deutschlandweite Ausgangssperre ab 18 Uhr nach. Ein aktuelles Umfrageergebnis des IT-Branchenverbandes bitkom, das auf eine mangelnde Bereitschaft einiger Bürger hindeuten, ihr Verhalten zu ändern, dürfte den Entscheidungsprozess vorantreiben.
Nach Informationen der Nachrichtenagentur dts wurde in einer Krisensitzung bereits erörtert, für den Fall, dass die bisherigen Maßnahmen nicht greifen, einen solcher Schritt mit den Bundesländern zu vereinbaren. Anders als in Frankreich oder Italien soll eine Ausgangssperre zunächst ab 18 Uhr gelten. Darauf angesprochen, sagte die stellvertretende Regierungssprecherin, Ulrike Demmer:“Die Bundesregierung passt, der Lage folgend und dem Rat der Experten folgend, ihre Maßnahmen immer aktuell an.“
Eine Umfrage des IT-Branchenverbandes Bitkom, die am Donnerstag veröffentlicht wurde zeigt, dass es nur jeder Zweite ( 54 Prozent) vermeidet, unnötig auf die Straße zu gehen. 46 Prozent der Befragten meiden öffentliche Verkehrsmittel und nur 40 Prozent treffen sich jetzt seltener mit Freunden oder Verwandten.
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Händewaschen gegen Virusinfektion
Nur wenig mehr als die Hälfte der Befragten (56 Prozent) wollen ihr Freizeitverhalten einschränken und Restaurants, Kinos, Theater oder Sportveranstaltungen meiden. Immerhin waschen sich fast alle Befragten (95 Prozent) häufiger und gründlicher die Hände und zwei Drittel (62 Prozent) haben sich einen Notvorrat angelegt. Insgesamt wurden 1002 Personen ab 16 Jahren von Bitkom befragt.
Angesichts dieser Zahlen ist das Entsetzen der Vorsitzenden des Marburger Bundes, Susanne Johna, verständlich. „Ich nehme mit Erstaunen und Entsetzen wahr, dass manche den Ernst der Lage noch nicht erkannt haben“, sagte sie dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. In dem Gespräch beklagte die Medizinerin Nachlässigkeit und Sorglosigkeit mancher Bürger im Umgang mit der drohenden Virengefahr.
Abstand ist das Entscheidende
Der Abstand zum Anderen sei „das alles Entscheidende. Und zwar ein Abstand von zwei Metern“, sagt die Vorsitzende des Marburger Bundes. Das lasse sich auch einhalten, wenn man draußen spazieren gehe. Es helfe niemandem, „wenn Menschen bald in Depressionen verfallen, weil sie nicht mehr an die frische Luft kommen“.
Immunisierung der Bevölkerung
Die Vertreterin der Ärzteschaft glaubt nicht an eine dauerhafte Wirkung der aktuellen Schutzmaßnahmen- „Wir erleben gerade eine Vollbremsung der gesamten Volkswirtschaft. Dieser Zustand lässt sich auf Dauer nicht durchhalten“, meint Johna. Eine dauerhafte Immunisierung der Bevölkerung müsse das Ziel sein. „Das geht nur, wenn die Menschen in Kontakt mit dem Virus kommen. Wichtig ist, dass wir die besonders gefährdeten Gruppen schützen“, glaubt die Medizinerin.
Ausgangssperre ist keine Lösung
Vorrangiges Ziel sei nun ein Abflachen der Kurve bei den Neuinfektionen. „Ein Abflachen der Kurve wird allerdings dazu führen, dass die Welle länger läuft“, ist sich Johna sicher. Deswegen helfe es nicht weiter „zu strikte Maßnahmen zu ergreifen oder, wie manche Länder in Europa, Ausgangssperren zu verhängen.“ Allerdings müsse die Bevölkerung weiter aufgeklärt werden, was in dieser Situation gehe und was nicht gehe, so die Vorsitzende der Ärztegewerkschaft.
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Quelle: dts-Nachrichtenagentur