Auch Bordelle bekommen in Deutschland Corona-Hilfe bei Umsatzausfällen. Einigen CDU- und SPD-Mitgliedern geht das zu weit. Für Leni Breymaier sind Prostitutionsbetriebe keine Unternehmen wie andere. Die Politik würde die „Realität in den Bordellen“ ausblenden, sagt die SPD-Vorstandsfrau.
„Dort finden tagtäglich unvorstellbare Menschenrechtsverletzungen statt. Es geht hier um massive Gewalt, Misshandlung und Ausbeutung von Frauen“, so Breymaier gegenüber der Funke-Mediengruppe. Es könne nicht sein, dass Frauen „kaputt“ gingen, während die Bordellbetreiber den coronabedingt entgangenen Umsatz „vom Staat erstattet bekommen“. Die SPD-Bundestagsabgeordnete sieht in dieser Branche eine „kriminelle Wirklichkeit“ , die der Staat gerade mit Steuergeld unterstützt.
Unbedenklichkeitprüfung für Bordelle?
Auch in den Reihen der Union regt sich der Unmut über die Unterstützungszahlungen für Bordellbetriebe. So sagte die stellvertretende CDA-Vorsitzende, Dagmar König (CDU-Arbeitnehmerflügel) der Mediengruppe: „Der Staat muss besser hinschauen, bevor er Steuergeld in solche Betriebe gibt und damit letztlich den Missbrauch sponsert.“ Es handle sich bei der Prostitution um eine Branche, „die in hohem Maße von Missbrauch geprägt ist“.
Kein Corona-Geld bei Rechtsverstößen
König möchte die Auszahlung von Corona-Hilfen an Bordelle mit einer Unbedenklichkeitsprüfung verbinden, die sicherstellt, daß sich der Prostitutionsbetrieb in der Vergangenheit gesetzeskonform verhalten hat und er bei Polizei und Gewerbeämtern nicht aufgefallen ist. Wenn es Anzeigen, Verfahren oder Ermittlungen gegeben habe, müsse es die Möglichkeit geben, „die Hilfen zu verweigern“.
BSD-Chefin weist Anschuldigungen zurück
Der Bundesverband sexuelle Dienstleistungen (BSD) weist die pauschalen Anschuldigungen gegen die Branche zurück. Wie in allen Wirtschaftszweigen gebe es auch in dieser Branche Betriebe, „die sich nicht an die Regeln halten“, so Verbandsvorstand Stephanie Klee gegenüber der Zeitungsgruppe. Überlegungen, der Branche in der derzeitigen Situation keine Corona-Hilfen auszuzahlen, seien jedoch „widersinnig“, so Klee. „Ich bezahle Steuern. Damit wurde die Lufthansa gerettet und damit wird die Grundsicherung für die Menschen finanziert, die diese Hilfe jetzt brauchen.“ Insofern hätten jetzt auch Prostitutionsbetriebe Anspruch auf Überbrückungshilfen.
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Quelle: dts, rb