Zahlen sind bekanntermaßen geduldig, aber sie können auch etwas verdeutlichen. Eine für Steuerzahler interessante Größe ist da der „Steuerzahlergedenktag“ des Bundes der Steuerzahler (BdSt). Ab diesem statistisch ermittelten Tag im Jahr arbeiten die Bürger nicht mehr für den Staat.
Seit dem 13. Juli arbeiten die Bürger wieder für ihr eigenes Portemonnaie. Das gesamte Einkommen, das die Steuer- und Beitragszahler vor diesem Datum erwirtschaftet haben, wurde (statistisch!) durch Steuern und Abgaben an öffentliche Kassen abgeführt. In Europa greift nur der belgische Staat, laut der OECD-Datenbank „Taxing Wages“, seinen Steuerzahlern noch tiefer in die Tasche. Doch der deutsche Fiskus holt auf.
Steuerzahlern bleiben 47,1 Cent
Die vom BdSt für 2021 ermittelte Einkommens-Belastungsquote von 52,9 Prozent bezieht sich auf den Durchschnitt aller Arbeitnehmer-Haushalte. Damit ist die steuerliche Belastung im Vergleich zum Vorjahr um 0,8 Prozent gestiegen. Das bedeutet für den Steuerzahler, er muss dieses Jahr vier Tage länger für den Staat arbeiten als im Vorjahr. Einer der Gründe dafür ist die neue CO2-Abgabe. Sie wird seit Anfang des Jahres auf Kraft- und Heizstoffe erhoben. Dadurch verteuern sich an der Tankstelle Benzin und Diesel für die Pendler und die Heizkosten (Erdgas und Heizöl) für jeden Haushalt.
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„Die Mittelschicht in Deutschland ist durch die Einkommensteuer sehr hoch belastet. Es ist indiskutabel, dass selbst Durchschnittsverdiener knapp unter dem Spitzensteuersatz liegen“ sagt dazu BdSt-Präsident Reiner Holznagel. Für ihn geht es beim jährlichen „Steuerzahlergedenktag“ um Transparenz. Es soll gezeigt werden, wie hoch die staatlichen Kosten sind. „Was der Staat von der privaten Wirtschaft zu Recht einfordert, muss auch für ihn selbst gelten“, sagt Holznagel.
BdSt sieht Reformbedarf
Der BdSt-Chef erkennt sehr wohl die Bedeutung staatlicher Leistungen, wenn er sagt: „Mit Steuern, Abgaben und Zwangsbeiträgen werden wichtige Leistungen für die Bürger finanziert – selbstverständlich haben sie in der ersten Jahreshälfte nicht umsonst gearbeitet!“ Doch angesichts der steigenden Belastungen fordert er eine Überprüfung der vielen staatlichen Leistungen auf Effizienz und Nachhaltigkeit. Der Bund der Steuerzahler sieht dringenden Reformbedarf, damit arbeitende Menschen wieder mehr Geld in der Tasche haben. Der richtige Weg dazu sei eine grundlegende Reform des Einkommensteuertarifs mit einem später greifenden Spitzensteuersatz.
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Quelle: PM BdSt