SUV’s vermitteln der Fahrerin oder dem Fahrer ein gutes Gefühl. Eine erhöhte Sitzposition, hohe Anhängelast und auf Wunsch Geländetauglichkeit. Ein Sport Utility Vehicle (SUV) hat viele gute Seiten, ein geringer Spritverbrauch ist nicht dabei.
Der SUV ist, nach den aktuellen Zulassungszahlen, auf der Siegerstrasse unterwegs. Die könnte sich aber als Sackgasse erweisen. Der „Wind of Change“ bläst der für die Autoindustrie so profitablen Fahrzeugklasse kräftig ins Gesicht. Die Proteste unter dem Motto „Fridays for Future“ zeigen Wirkung. Laut ZDF-Politbarometer glauben immer mehr Bürger (51 Prozent) daran, dass die Politik auf Grund dieser Proteste mehr für den Klimaschutz tun wird.
Klimafrage wird zur Kanzlerfrage
Umfragen zeigen die Grünen inzwischen als stärkste Partei, mit einem Vorsprung von 3 Prozent vor der Union. Die Klimafrage mausert sich zur Kanzlerfrage. Den Grünen trauen momentan 20 Prozent der Bürger zu, am besten mit den deutschen Problemen fertig zu werden. Der CDU/CSU trauen nur 15 Prozent der Befragten und der SPD ganze 3 Prozent eine Lösungskompetenz zu. Das zeigt eine Forsa-Umfrage im Auftrag der Mediengruppe RTL.
Spritschlucker sollen E-Auto-Prämie finanzieren
Die Grünen haben einen Plan zum Umbau der Kfz- und Dienstwagenbesteuerung entwickelt. Danach könnte die Siegesfahrt der SUV’s bald der Vergangenheit angehören. Sie wollen die steuerliche Bevorzugung des Diesels abbauen und die E-Auto-Förderung ausbauen. Ein Bonus-Malus-System bei der Kfz-Steuer soll „die Prämie gegenfinanzieren, und nicht die Steuerzahler“, heißt es in dem Forderungspapier, welches dem Handelsblatt vorliegt. Gemeint sind in dem Papier „klimaschädliche Spritschlucker“ wie SUV’s. Außerdem soll die Dienstwagenbesteuerung künftig nach dem CO2-Ausstoß gestaffelt werden. „Vor allem schwere PS-Schlitten müssen stärker in die Verantwortung genommen werden“, heißt es in dem grünen Strategiepapier.
Jede dritte Neuzulassung ist ein SUV
Trotz Klimadiskussion ist der Trend zum SUV in Deutschland ungebrochen. Erstmals wird die Zahl der neu zugelassenen Geländewagen dieses Jahr die Grenze von einer Million Fahrzeugen überschreiten, berichtet die „Welt am Sonntag“. Sie beruft sich auf Daten der Universität Duisburg-Essen (Center Automotive Research).
Der Anteil dieser Fahrzeuge am gesamten Kraftfahrzeugbestand steigt und steigt. Waren es im Jahr 1995 noch zwei Prozent Marktanteil, so waren es 2010 bereits 11,4 Prozent und der Trend beschleunigt sich. Im Jahr 2018 lag die SUV-Quote bereits bei 28,8 Prozent. Das waren über 990.000 neu zugelassene Geländewagen. In diesem Jahr ist jede dritte Neuzulassung ein SUV!
Der SUV – vielseitig aber klimaschädlich
„SUV haben im Vergleich zu Kleinwagen einen erheblich höheren Schadstoffausstoß, werden aber zurzeit aus den verschiedensten Gründen – hohe Sitzposition, hohe Anhängelast, geländetauglichkeit – vermehrt gekauft“, sagte die verkehrspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Kirsten Lühmann. In der Welt kritisiert die SPD-Politikerin die steigende Zahl der SUV-Neuzulassungen. Sie möchte den Absatz dieser schweren Fahrzeuge mit hohem Spritverbrauch drosseln. Deshalb fordern die Sozialdemokraten eine Festlegung von Flottengrenzwerten auf EU-Ebene. „Autokonzerne sollen so angehalten werden, sowohl die technischen Entwicklungen voranzutreiben als auch bei der Werbung gezielt emissionsarme Pkw anzupreisen, um die gesetzlichen Vorgaben zur Luftreinhaltung einhalten zu können“, so Lühmann.
CDU-Mobilitätspapier: Mehr Fahrräder – weniger Autos
Angesichts der grünen Wahlerfolge und der anhaltenden Proteste der Klimaschützer sucht auch die CDU nach neuen verkehrspolitischen Wegen. In einem Positionspapier mit dem anspruchsvollen Titel „Mobilität der Zukunft“ heißt es, man wolle die Autos in den Städten zurückdrängen. „Im Durchschnitt transportieren Pkw nur 1,4 Menschen pro Fahrt, brauchen dafür aber die meiste Fläche pro Fahrgast und belasten das Anlagegut Straße um ein Vielfaches“, heißt es in dem Positionspapier.
Mit einer „Radwege-Offensive“ wollen die CDU-Verkehrsstrategen ein weiteres Problem angehen. Sie planen einen Ausbau der Radwege mit separaten Spuren. Das soll die Sicherheit der Radfahrer erhöhen. Die Verfasser glauben, dass Fahrräder „bei Entfernungen bis zu circa 15 Kilometern als Alternative zum Pkw attraktiver werden“. Dazu soll die Förderung von Radschnellwegen ausgebaut werden.
In dem RND Deutschland vorliegenden Papier, werden auch die Autohersteller berücksichtigt. Dazu heißt es dort: „Auch eine gezielte steuerliche Entlastung der Hersteller, inklusive der Zulieferer, darf kein Tabu sein. Durch sie werden Investitionen ermöglicht und Wertschöpfungsketten erhalten“. Zudem wolle man „mit der steuerlichen Förderung von Forschung und Entwicklung auch den Bereich der Weiterentwicklung von Antriebstechnologien erreichen, welche der Automobilindustrie entscheidende Anreize bieten kann.“
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Der Kommentar
Die politischen Zeichen stehen ungünstig für die automobilen Dickschiffe. Wer politische Mehrheiten anstrebt, der muss auf seine Wähler Rücksicht nehmen und die zunehmende Zahl junger Wähler legt Wert auf Klimaschutz. Das zeigen die Demonstrationen unmißvertändlich.
Während die Grünen über den Weg in eine ökologisch sinnvolle automobile und verkehrstechnische Zukunft nachdenken, verspricht die CDU den Ausbau von Radwegen. Das hätten sie, als Regierungspartei, schon längst umsetzen können. Doch separate Radspuren gehen zulasten des Autoverkehrs und der hatte bisher immer Vorfahrt. Jetzt sollen sich die Autos in städtische Luft auflösen und die Pendler mit der seit Jahren vernachlässigten Bahn und dem öffentlichen Nahverkehr fahren.
Vom gemütlichen Hochsitz des SUV direkt in die überfüllten Vorstadtzüge oder aufs Fahrrad. Da entsteht Erklärungsbedarf. Auch die steuerliche „Entschädigung“ der Autohersteller für die verschlafene automobile Innovation ist dem Wähler nur schwer zu erklären.
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Quellen: rb, dts-Nachrichtenagentur,