Der spektakuläre Hackerangriff auf eine Versorgungspipeline für Treibstoff in den USA und die folgende Erpressung der Betreiberfirma durch die Kriminellen macht die Verwundbarkeit von Unternehmen für Angriffe aus dem Netz deutlich. Und auch in Deutschland mehren sich derartige Fälle.
„Die Zahl der Versicherungsfälle und die damit verbundenen Kosten im Zusammenhang mit Erpressungssoftware, haben in den letzten Jahren zugenommen“, bestätigte Ergo-Vorstand Christian Gründl in einem Gespräch mit der Welt am Sonntag. Gründl ist bei der Düsseldorfer Versicherung für das Gewerbe- und Industriegeschäft verantwortlich. Das Versicherungsunternehmen übernimmt in seinen Policen auch das Risiko für derartige Lösegeld-Erpressungen und wenn erforderlich die Zahlungen.
Ransom-Angriffe nehmen zu
In der letzten Zeit registrieren die deutschen Industrie-Versicherer einen deutlichen Anstieg von Angriffen mit Erpressungs-Schadsoftware sogenannter „Ransomware“. Dabei dringen die Computer-Kriminellen in das Rechnersystem eines Unternehmens ein und verschlüsseln dessen Daten. Erst nach Zahlung von Löesgeld (meist in der Form von Bitcoin) geben sie die Daten wieder frei. Nach Gründl’s bisherigen Erfahrungen erfolgt die Wiederherstellung und Rückführung von Systemen, nach erfolgter Lösegeldzahlung, meist sehr schnell. Etwaige Folgekosten könnten dadurch in der Regel gemindert werden.
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„Angreifer haben naturgemäß lohnenswerte Ziele im Auge. Betroffen sind also eher umsatzstarke Unternehmen“, bestätigte auch die AXA-Versicherung auf Nachfrage der Zeitung. Diese Großunternehmen seien meist gut versichert. Auch AXA will, anders als in Frankreich, Lösegeldzahlungen in Deutschland weiter versichern.
Umstrittene Lösegeldversicherung
Der Versicherungssprecher von AXA ist sich der bestehenden Problematik bewußt und sagt dazu: „Auch in Deutschland ist die Versicherung von Lösegeldern umstritten. Es gelten strenge Regelungen der Finanzaufsicht dazu, die wir selbstverständlich entsprechend beachten.“ Die Lösegeld-Versicherung jedoch sei „rechtlich zulässig. Für den deutschen Markt ist aktuell keine Änderung unseres Zeichenverhaltens beschlossen.“
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dts, rb