Der Bonner Kirchenrechtler Professor Norbert Lüdecke glaubt nicht an eine Reform der katholischen Sexualethik auf dem „Synodalen Weg“. Der Inhaber des Lehrstuhles für Kirchenrecht an der Universität Bonn kritisiert insbesondere das Verhalten der katholischen Kirche gegenüber Homosexuellen.
Die Kirche vertrete ihre strikt auf die Zweigeschlechtlichkeit des Menschen festgelegte Moral „gegen viele seit langem und solide ausgearbeitete theologische Begründungen, dass hier Bewegung möglich und nötig ist“, kritisiert Lüdecke in der Kölnischen Rundschau. Die Synodalen „mögen sich mehrheitlich und persönlich ehrlich für die Gleichberechtigung von nicht-heterosexuellen Menschen aussprechen – aber was ändert das“, so Lüdecke.
Gewaltfreie Diskriminierung
Die Kirche setzt beim Umgang mit Homosexuellen auf „gewaltfreie Diskriminierung“, meint Lüdecke. Als Beispiel führt er den Umgang der katholischen Kirche mit Migranten an. „Sich medienwirksam für Geflüchtete einsetzen und zugleich die Homosexuellen unter ihnen diskriminieren? Katholisch geht das. Und wer mit Oberhirten darüber redet, sollte wissen, bei wem die Letztrechthabe liegt“, so der erfahrene Kirchenrechtler.
Anzeige
BuchTIPP > Kirchliches Arbeitsrecht (Nomos 2021)
— Gesamtdarstellung für beide Konfessionen —
Erfahren Sie mehr > juristische-fachbuchhandlung
Die Reform-Initiative des Aachener Bischofs Helmut Dieser für eine Öffnung der katholischen Sexualethik hält der Professor für Kirchenrecht von der Katholisch-Theologischen Fakultät in Bonn für vergebene Liebesmühe. Auch Bischof Dieser könne keine Kirchenlehren ändern. „Und das weiss er“, sagt Rechtsexperte Lüdecke.
Der Papst entscheidet
Die Kompetenz für Reformen – auch hinsichtlich kirchlicher Hierarchien und der Rolle von Frauen – liegt beim Papst, erklärt Lüdecke. „Gespräche auf dem Synodalen Weg können zu einem Meinungsbild führen, das als Bitte an die Bischöfe geht und über diese nach Rom. Aber das war`s dann auch. Wer das schon für Reformen hält, kann ja zufrieden sein“, so der Professor aus Bonn.
.
dts