Die Deutschen lieben Meeresfrüchte. Allein im Jahr 2020 verzehrten sie davon 1,2 Millionen Tonnen. Farbenfrohe Verpackung versprechen frischen und leckeren Fisch. Doch gefroren sieht ein Fisch wie der andere aus. Darauf setzen Lebensmittelbetrüger. Sie ersetzen teure Fischarten durch günstigeren Fisch und schon klingelt ihre Kasse.
Das brachte die internationale Operation OPSON XI gegen Lebensmittelbetrug, koordiniert von Europol und INTERPOL, ans Licht. Zahlreiche deutsche Behörden beteiligten sich an der diesjährigen Schwerpunktaktion im Fischereisektor. Dabei wurden von Januar bis Mai 2022 in zwölf Bundesländern insgesamt 443 Proben Fische, Krebs- und Weichtiere untersucht. Bei 72 Proben (16 %) wurden Auffälligkeiten festgestellt, wie das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) in Berlin mitteilte.
Betrugsanfällige Tiefkühlware
Die Experten suchten neben Falschdeklarationen auch nach Fremdwasserzusatz sowie nicht deklarierten oder verbotenen Zusatzstoffen. Getestet wurden hauptsächlich Tiefkühlprodukte. Hier sind Manipulationen für Konsumenten nur schwer zu erkennen und die Kriminellen sind „kreativ“. Sie spritzen Wasser in den Fisch um Gewicht und Gewinn zu erhöhen. Um das zu verbergen, verwenden sie häufig wasserbindende Lebensmittelzusatzstoffe. Gerne verwendet werden auch andere verbotene Zusatzstoffe. Diese lassen den Fisch oder die Schalentiere „frischer“ aussehen, als sie eigentlich sind.
Unzulässiger Wasserzusatz „beliebt“
In 40 der 298 auf Fremdwasserzusatz untersuchten Proben (13 %) wurden Auffälligkeiten nachgewiesen. Der Einsatz von unzulässigen oder nicht-deklarierten Zusatzstoffen wurde in 10 von 218 Proben (5 %) festgestellt. Weiterhin wurden 20 Produkte aufgrund anderweitiger irreführender Angaben beanstandet. Die Proben wurden entlang der gesamten Lieferkette genommen, egal ob Groß- oder Einzelhandel.
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Genutzt werden von den Betrügern auch Falschangaben zum Fanggebiet. Fangbeschränkungen zeitlicher und räumlicher Art sichern den Bestand gefährdeter Fischarten. Trotzdem wird in diesen Seegebieten verbotenerweise gefischt. Diese illegalen Fänge deklarieren die Betrüger als regulären Fang. Hier ist der Zoll gefordert, da 89 Prozent der Meeresfrüchte, laut Fisch-Informationszentrum, importiert werden.
Schwierige Zollkontrolle
Bei verarbeiteten Fischen und anderen Meeresfrüchten stoßen die Kontrolleure an ihre Grenzen. Hier ist eine Identifizierung der vorliegenden Tierart aufgrund äußerer Merkmale (Form, Grösse, Flossenform, Fischhaut) kaum noch zweifelsfrei möglich. Bei der jetzigen Untersuchung fanden die Lebensmittelkontrolleure bei 13 der 232 Proben (6 %), die auf die angegebene Tierart untersucht wurden, Unstimmigkeiten in der Deklaration.
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Hintergrundinformation zu OPSON
Weltweit beteiligen sich inzwischen 26 Staaten an OPSON. Deutschland nimmt seit 2015 an den Operationen teil. Seit 2011 gehen die Staaten unter der Leitung von Europol und INTERPOL koordiniert gegen Lebensmittelbetrug vor. Daran beteiligt sind neben der Lebensmittelüberwachung die für den Verbraucherschutz zuständigen Behörden, Staatsanwaltschaften und die jeweiligen Zollbehörden.
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Quelle: BVL