Pferderecht ist kein eigenes Rechtsgebiet, aber der beratende Jurist braucht viele Spezialkenntnisse. Bei juristischen Auseinandersetzungen sind Sachverständige, in der Regel auf Pferde spezialisierte Tierärzte, unverzichtbar. Auf jeden Fall geht es um viel Geld, denn ein Pferd ist kein billiges Hobby. Bei Rennpferden geht es um noch mehr Geld!
Darüber spreche ich mit Rechtsanwalt Thomas Doeser, dem Veranstalter des Pferderechtstages.
R.B.: Herr Doeser, wie kamen Sie auf die Idee einen Pferderechtstag ins Leben zu rufen? Wie sind Sie zum „Pferderechtler“ geworden?
Mit dem Recht rund ums Pferd beschäftigt man sich eigentlich nur, wenn man selbst mit Pferden zu tun hat und dann auch weiß, worum es geht. Anlass einen solchen Fachkongress für Pferde und Recht zu organisieren war eigentlich die Schuldrechtsmodernisierung 2002 mit dem ersatzlosen Wegfall der Kaiserlichen Viehmängelverordnung von 1899 , die Mängel beim Pferdekauf abschließend beschrieben hat. Nun galt auch für Pferde die individuelle Beschaffenheitsvereinbarung mit der Folge, daß die Zahl der Prozesse beim Pferdehandel sprunghaft anstieg und der Kaufreue Tür und Tor geöffnet waren. Um die negativen Folgen für die betroffenen Pferde zu begrenzen galt es vor allem, das neue Schuldrecht konsequent dafür anzuwenden und dies den betroffenen Fachleuten zu kommunizieren. Was liegt da näher als ein Fachkongress.
R.B.: Reicht nicht auch ein „normaler“ Jurist bei Streitigkeiten rund ums Pferd? In den meisten Fällen geht es doch um Vertragsrecht oder Schadenersatz, also alltägliche juristische Fragen.
Im Grunde ist das natürlich richtig, zumal es ja kein „Pferderecht“ an sich gibt. Allerdings zeigt sich in der Praxis immer wieder, daß bei dem Streitgegenstand „Pferd“ und damit verbundenen Problemen immer mehr Sachverstand der Beteiligten gefordert ist, einschließlich der Richter, die in Pferdefällen kaum ohne externe Sachverständige auskommen. Pferderechtler auf beiden Seiten finden schneller tragfähige Regelungen ohne gerichtliche Hilfe zugunsten der betroffenen Pferde. Man weiß eben besser von was man eigentlich spricht, wenn man selbst reitet und/oder Pferde hält.
R.B.: Pferdebetriebe sind personalintensiv. Muß der Pferderechtler idealerweise auch Arbeitsrechtler sein, um seine Mandanten optimal betreuen zu können?
Mandanten , die gewerblich Pferde halten und dafür Personal einsetzen sind natürlich auch arbeitsrechtlich relevanten Problemen ausgesetzt, die der Pferderechtler proaktiv anzugehen hat. Gerade im landwirtschaftlich geprägten Betrieben mit teilweise hohem Personalanteil aus dem osteuropäischen Raum gibt es eine Vielzahl arbeitsrechtlicher Fragen.
R.B.: Herr Doeser, sie organisieren seit 14 Jahren den Deutschen Pferderechtstag. Haben sich die Themen im Laufe der Zeit verändert?
Hier gibt es wie überall natürlich Veränderungen und Anpassungen sowie neue gesetzliche Anforderungen. Die Rechtsprechung trägt ebenfalls dazu bei mit Urteilen, die zwar nicht immer Pferde betreffen, allerdings Auswirkungen auf Pferde und Pferdebetriebe haben. Tierhalter und Tierärzte sind laufend von aktueller Judikatur betroffen, deren Auswirkungen für die Praxis auf dem Deutschen Pferderechtstag aufbereitet werden. Auch die aktuelle Datenschutzgrundverordnung betrifft die ganze Pferdebranche und wurde deshalb intensiv referiert. Der Pferderechtstag bietet seinen Teilnehmern zudem immer hippologisches Zusatzwissen mit der traditionellen Vorabendveranstaltung wie z.B. dieses Jahr im Vollblutgestüt Röttgen. Zudem können die Teilnehmer ihre Pferderechtsexpertise auf dem Fachportal „pferderechtsanwaelte.de“ kommunizieren, das in den wichtigsten Fachmedien der Pferdebranche ganzjährig beworben wird.
R.B.: Haben Sie zum Abschluß noch ein paar Tipps aus der Sicht eine Pferderechts-Juristen für Einsteiger in den Pferdesport?
Wer mit Pferden zu tun hat und sich auch anwaltlich damit befassen will sollte die Aufbereitung der Themen gezielt verfolgen und das einzigartige Fortbildungsangebot des Deutschen Pferderechtstages nutzen. Hier hat sich eine Community von Experten aus der Anwaltschaft, der Tierärzteschaft und der Pferdesachverständigen entwickelt , die sich nicht nur fachlich sondern vor allem über ihre Pferde austauschen. Die besonders herzliche Atmosphäre der Veranstaltung fällt vor allem Referenten auf , die es im Vergleich zu anderen Anwaltsveranstaltungen sehr positiv empfinden was letztendlich dem emotionalen Thema Pferd geschuldet ist.
R.B.: Herr Doeser, ich danke Ihnen für das Gespräch und wünsche Ihnen noch viele so erfolgreiche Veranstaltungen.