Neben Putin, der am Gas-Absperrventil dreht, kommt nun auch noch die Dürre. Die Pegelstände am Rhein verzeichnen Minusrekorde. Das hat Folgen für die Schifffahrt und für die deutsche Stromversorgung.
Der Grund: Wichtige Stromerzeuger fallen aus. Atomkraftwerke können nicht mehr gekühlt werden und Wasserkraftwerken geht das unverzichtbare Wasser aus. Die Gaskraftwerke, die eigentlich Gas für den Winter sparen müssten, verbrauchen immer mehr des knappen Gutes um Strom zu erzeugen. Im Juli haben sie 13 Prozent mehr Strom erzeugt als im Jahr davor. Für August sind es schon 24 Prozent mehr.
Rettungsanker Kohle
Entlastung können nur die, zur Ausmusterung vorgesehenen, Kohlekraftwerke bringen. Doch denen mangelt es an Kohle, da sie bereits abgeschaltet waren, oder kurz davor standen. Nun muß Kohle eilig herangeschafft werden, da die Depots der Kraftwerke fast leer sind. Das passiert üblicherweise mit Lastkähnen. Doch durch die niedrigen Pegelstände können die Schiffe nur eine verringerte Ladung transportieren und niemand weiss wie lange überhaupt noch. Es besteht das akute Risiko, dass die Kohlekraftwerke nicht mehr versorgt werden können.
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„Es ist möglich, dass wir in Deutschland vor einer Gasknappheit noch eine Stromknappheit bekommen“, warnte Alexander Weiss, Energieexperte bei McKinsey vor Kurzem im Handelsblatt. „Lastabwürfe“ seien nicht unwahrscheinlich, so der Experte. Dabei müssten größere Stromabnehmer aus der Industrie vom Netz genommen werden, um einen größeren Stromausfall zu verhindern.
Hoffnungsträger Bahn
Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) zweifelt an einem kurzfristigen Anstieg der Pegel in den Flüssen. Kohle müsse deshalb vermehrt auf der Schiene transportiert werden – auch zu Lasten des Personenverkehrs, so Wissing. Bei Welt-TV sagte der Minister: „Wir haben insgesamt sehr niedrige Pegelstände durch die Trockenheit, und das wird sich kurzfristig auch nicht ändern, so dass die Binnenschifffahrt sehr stark eingeschränkt ist. Das ist ein großes Problem, vor allen Dingen in Zeiten, in denen wir sehr hohe Bedarfe haben an Logistik, insbesondere im Bereich von Energierohstoffen.“
Vorfahrt für Kohletransporte
Wissing: „Kraftwerke müssen beliefert werden, ansonsten haben wir keine Stabilität in unserem Stromnetz. Und deswegen brauchen wir die Bahn. Wir müssen gegebenenfalls entsprechend die Kohletransporte – oder andere Energietransporte – priorisieren. Gegenwärtig arbeiten wir ein Konzept aus, bei dem wir genau identifizieren, an welchem Kraftwerkstandort wir wie viel Kohle brauchen und dann werden wir entsprechende Trassen identifizieren. Wir wollen natürlich alles tun, um zu vermeiden, dass es zu Beeinträchtigungen des Personenverkehrs kommt“.
Entschädigung für Bahnkunden
Eine neue Rechtsverordnung soll die rechtlichen Voraussetzungen schaffen. „Klar ist“, so Wissing,“die Stabilität des Stromnetzes ist wichtig für alle. Und deswegen müssen wir gegebenenfalls eben auch Güterzügen mit Kohle Vorzug gewähren gegenüber Personenzügen. Alles andere ist nicht verantwortbar.“ Die erforderlichen Eingriffe sollen aber für Bahnkunden so gering wie möglich ausfallen und es werde „in der Verordnung auch eine Entschädigungsregelung geben“, versichert der Bundesverkehrsminister.
Schienenlärmschutz eingeschränkt
Ältere Waggons werden von der Bahn reaktiviert, um den Transportengpass abzufedern.
Der Logistikkoordinator der Bundesregierung, Oliver Luksic (FDP), sagte dazu in der Rheinischen Post (RP): „Entlang der gesamten Transportkette von den Häfen bis hin zur Bahn wurden wegen des Kohleausstiegs Transportkapazitäten abgebaut, gerade Güterwaggons sind knapp.“ Daher könne es notwendig werden, „auch solche Güterwagen einzusetzen, die nicht mehr den geltenden Lärmschutzstandards entsprechen“. Die Vorschriften des Schienenlärmschutzgesetzes würden in diesen Fällen nicht angewendet, so der parlamentarische Staatssekretär.
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Quelle: dts-Material