Der Vorsitzende des Vereins „Pro Tattoo“, der Kriminalbiologe Mark Benecke, hält das geplante EU-Verbot bestimmter Tattoofarben für „sinnlos“. Für ihn gibt es keinen biologischen Grund für ein Verbot der Farben „Blue 15“ und „Green 7“, die in vielen Mischfarben Verwendung finden.
Auf Vorschlag der Europäischen Chemikalienagentur (Echa) plant die EU, die Tattoofarben „Blue 15“ und „Green 7“ zu verbieten. Der Grund: Die Sicherheit der Farben sei nicht nachgewiesen, laut Echa stehen diese Pigmente im Verdacht, Blasenkrebs zu verursachen. „Es gibt dafür keine Belege“, widerspricht der Pro Tatoo-Vorsitzende in der Neuen Osnabrücker Zeitung. Nach Meinung des Kriminalbiologen trifft das Verbot ausgerechnet die sauber arbeitenden Hersteller, die in der Folge ihre Geschäfte schließen müssten. Für Benecke ist klar: „Übrig bleiben Murkser und Keller-Labors.“
Das geplante Verbot hat die deutsche Tattoo-Branche aufgeschreckt. Der Bundesverband Tattoo warnt: „Es droht ein Verbot von existenziellen Pigmenten für unsere Tattoofarben. Dadurch würden circa 66 Prozent der Tattoofarben vom Markt verbannt“. Der Grund: Die betroffenen Farben „Blue 15“ und „Green 7“ werden in vielen Mischfarben verwendet. Die Europäische Chemikalienagentur sieht das anders. Da diese Farben in der Kosmetikindustrie bereits verboten seinen, dürften sie auch nicht unter die Haut gelangen.
Online-Petition soll Tattoofarben retten
Benecke befürchtet, dass bei einem Pigmentverbot die Produktion der bunten Tattoofarben in die Illegalität gedrängt würde und das birgt, seiner Meinung nach, weitaus mehr Gefahren. „Tattoofarben aus unklaren Quellen will niemand“, so der Kölner Kriminalbiologe.
„Außerdem wandern vermutlich auch die Kunden ab: in den Keller, ins Ausland oder irgendwohin, wo man eben alle Farben bekommen kann.“ Streiche man ausgerechnet die Pigmente Grün und Blau aus dem legalen Farbenkatalog, blieben außer Schwarz zudem nur Rot- und Gelbtöne übrig.
Eine Online-Petition soll die Bundesregierung jetzt dazu bringen, sich gegen ein derartiges Verbot auszusprechen und auf den europäischen Gesetzgeber entsprechend einzuwirken. Bisher haben 140.000 Tattoo-Fans die Aktion durch ihre Unterschrift unterstützt.
Laut einer Ipsos-Umfrage im Auftrag der „Apotheken Umschau“ aus dem Jahr 2019 ist in Deutschland jeder Fünfte (21 Prozent) tätowiert. Damit hat sich der Anteil der Tätowierten im Land in den vergangenen sieben Jahren fast verdoppelt: 2012 hatten noch 11,4 Prozent angegeben, ein oder mehrere Tattoos zu besitzen. Wie viele Tätowierungen farbig sind, ist nicht bekannt.
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Quelle: dts-Nachrichtenagentur