Schnell und unbürokratisch soll Rechtsberatung sein und so einfach wie Online-Shopping. Der Mandant von heute hat es gern bequem. Hier kommt das Internet mit seinen Anwaltsportalen ins Spiel. Dort gibt es qualifizierten Rechtsrat für kleines Geld. Aber taugt der auch was?
Die Finanztester der Stiftung Warentest wollten es wissen und haben die sieben besucherstärksten Portale getestet. Neben der juristischen Richtigkeit wurden auch die Nutzerfreundlichkeit und der Datenschutz unter die Lupe genommen. Getestet wurden: Advocado, Anwalt.de, Deutsche Anwaltshotline, Frag-einen-Anwalt.de, Juraforum, JustAnswer und YourXpert.
Fragestellung entscheidet über Qualität der Anwort
Die Testkandidaten mußten fünf Rechtsfragen beantworten. Das Testergebnis brachte keine wirklich überraschenden Erkenntnise . Bei einfacheren Fällen sind Anwaltsportale durchaus eine Alternative zum Besuch im Anwaltsbüro. Sobald es aber etwas komplizierter wird, ist die persönliche Beratung nicht zu ersetzen. Als Problempunkt machten die Finanztester die Fragestellung des Mandanten aus. Die Genauigkeit der Fragestellung entscheidet maßgeblich über die Qualität des erhaltenen Rechtsrates.
Testfragen aus 5 Rechtsbereichen
Getestet wurde im Straßenverkehrsrecht eine Geschwindigkeitsübertretung, bei der der Fahrer nicht mit dem Halter identisch ist. Im Verbraucherrecht geht es um eine unberechtigte Abbuchung auf der Telefonrechnung durch einen Drittanbieter. Im Kaufrecht nimmt ein Onlinehändler die gekaufte Matratze nicht zurück. Bei der Mietrechts-Frage geht es um Mietforderungen an die Mutter, die den Mietvertrag der Tochter mitunterschrieben hat und im Arbeitsrechts-Test geht es um eine Kündigung. Alles Fragen, die im richtigen Leben so auch vorkommen können.
Preise unübersichtlich und schwer vergleichbar
Bei der Preisgestaltung fanden die Finanztester unterschiedliche Modelle. Einige Portale haben Festpreisangebote z.B. für die Prüfung eines Testaments oder die Erstellung eines Arbeitsvertrages. Bei anderen kann der Ratsuchende den Preis selbst bestimmen (es gibt allerdings eine festgelegte Mindestsumme). Es gibt aber auch die andere Variante, bei der der Anwalt Preisvorschläge macht.
Für alle Anwaltsportale aber gilt: Der jeweils beratene Anwalt haftet für seine Beratung, nicht das gewählte Portal.
Datenschutz enttäuscht
Während die Finanztester mit den juristischen Ergebnissen des „Stresstests“ weitgehend zufrieden
waren, fielen die Online-Portale beim Datenschutz für die Tester durch. Die anfallenden Daten bekommt nicht nur der beratende Anwalt, sondern auch das Internetportal. Die Portale aber setzen Tracking-Tools ein und forschen damit die Besucher aus. Ein Portal fiel sogar durch eine gefährliche Sicherheitslücke auf.
Wer es genau wissen will
Der Testbericht mit den detaillierten Ergebnissen für die jeweiligen Anwaltsportale und die genauen Testmodalitäten finden Sie der Zeitschrift Finanztest Heft 1/2018 veröffentlicht. Auch die jeweils entstandenen Kosten werden dort genau aufgeschlüsselt. Dazu gibt es viele Zusatzinformationen zu den getesteten Anwaltsportalen.
Alternativ können Sie das Testergebnis für die Online-Rechtsberatung auch auf der Internetseite der Stiftung Warentest als PDF-Datei erwerben. Der Preis für den Einzeltest beträgt dort 2 Euro.
https://www.test.de/Online-Rechtsberatung-Test-Anwaltsportale-1614923-0/