Der Kommentar
Das Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung wurde 1967 als Forschungseinrichtung der Bundesanstalt für Arbeit (BfA) gegründet. Das Institut erforscht im staatlichen Auftrag den Arbeitsmarkt. Ein Ziel des Instituts ist es, unabhängige Ratschläge für Politik und Praxis zu geben. Diesen Rat kann die Politik auch gut gebrauchen. Seit der Bundestagswahl versuchen Interessengruppen Einfluß auf die anlaufenden Koalitionsgespräche zu nehmen. Dort ist die Reform des Arbeitszeitgesetzes ein Top-Thema bei den Sondierungsgesprächen für eine Jamaika-Koalition.
Hier ein (unvollständiger) Überblick über die Wünsche:
Die Wirtschaftsweisen fordern eine Lockerung des Arbeitszeitgesetzes. „Flexiblere Arbeitszeiten sind wichtig für die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen“, sagte der Vorsitzende der Wirtschaftsweisen, Christoph Schmidt, der „Welt am Sonntag“.
Ins gleiche Horn stoßen die Arbeitgeber. Sie wollen die tägliche Arbeitszeit nicht länger auf acht Stunden begrenzen, sondern möchten lieber eine maximale Wochenarbeitszeit von 48 Stunden.
Die Gewerkschaften dagegen fürchten eine Ausweitung der Arbeitszeiten. Bei den anstehenden Verhandlungen für die Metall- und Elektrobranche will die IG Metall ein Recht auf kürzere Arbeitszeitmodelle und 6 Prozent mehr Lohn durchsetzen.
Nach Meinung von DGB-Chef Reiner Hoffmann bieten „Arbeitsgesetz und Tarifverträge schon lange eine Fülle an flexiblen Möglichkeiten“. Statt einseitige Flexibilität zugunsten der Arbeitgeber sei es nötig, die Arbeitszeiten präzise zu erfassen und zu bezahlen. Außerdem wünscht er sich ein Rückkehrrecht von Teilzeit in Vollzeit.
Die IAB-Studie könnte eine wichtige Rolle bei den Sondierungsgesprächen spielen. Werden hier doch die Interessen der schwächsten Gruppen am Arbeitsmarkt auftragsgemäß ins Blickfeld der Politik gerückt.
Bei den jetzt beginnenden Metall-Tarifverhandlungen steigen Deutschlands Vorzeigeindustrien und deren Gewerkschaften in den Ring. Es geht um die künftigen Tariflöhne und Arbeitzeiten der dort Beschäftigten. Die von DGB-Chef Reiner Hoffmann angemahnte präzise Erfassung und Bezahlung der Arbeitszeiten und ein Rückkehrrecht von Teilzeit in Vollzeit, bietet eine schöne Schnittstelle zu den Ratschlägen der IAB-Studie an die Politik. Mal sehen, was die künftigen Koalitionäre daraus machen.