Über eine Gasumlage sollen sich wohl ab dem 1. Oktober auch Gaskunden mit günstigen Bestandsverträgen zu 90 Prozent an den Mehrkosten beteiligen, die Großhändler zahlen müssen, weil vertraglich zugesagte Gaslieferungen aus Russland ausfallen.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) erläuterte den Plan, über den schon seit einiger Zeit diskutiert wird, noch einmal am Freitag (22.7.) in Berlin. Dass aber nicht einmal der Kanzler auf Rückfrage in der Lage ist, konkrete Zahlen zu nennen, zeigt die ganze Problematik des Vorhabens. Olaf Scholz rechnet mit „2 bis 3 Cent pro Kilowattstunde“, räumte bei seiner Ankündigung aber ein, dass es „auch deutlich mehr“ werden kann. Niemand könne das jetzt kalkulieren., so der Kanzler.
Berechnung: Streit vorprogrammiert
Für eine transparente Berechnung müssten die Letztverbraucher in der Tat wissen, zu welchen Konditionen welche Gasmengen vertraglich gesichert waren, und wieviel davon mutmaßlich vertragswidrig ausgefallen ist. Allenfalls die aktuellen Großhandelspreise für Gas sind derzeit öffentlich bekannt: netto ohne Steuern und Nebenkosten umgerechnet rund 17 Cent pro Kilowattstunde, früher lag dieser Preis regelmäßig unter zwei Cent. Bei der angedachten Beteiligung von 90 Prozent drohen also schnell bis zu 16 Cent pro Kilowattstunde Aufschlag, womöglich auch noch zuzüglich Mehrwertsteuer.
Bei einem Durchschnittsverbrauch von 12.000 Kilowattstunden pro Jahr wären das über zweitausend Euro Mehrkosten für einen Musterhaushalt. Bei solchen Beträgen dürfte Streit zwischen Verbrauchern, Energieversorgern und Großhändlern um die richtige Berechnung vorprogrammiert sein.
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