Angesichts der stark steigenden Zahl der steuerzahlenden Rentner werden die Forderungen nach einer Refom der Rentenbesteuerung immer lauter und aktuelle Zahlen des Bundesfinanzministeriums (BMF) belegen, dass akuter Handlungsbedarf besteht.
Nach Informationen der Bildzeitung, die sich auf Zahlen aus dem Finanzministerium beruft, mussten 2016 bereits 5,3 Millionen Ruheständler Steuern zahlen. Das waren 3,3 Millionen mehr als 2004. Das war das letzten Jahr vor Einführung der neuen Rentenbesteuerung. Aktuellere Zahlen liegen noch nicht vor, da die endgültigen Besteuerungsdaten wegen langjähriger Steuerfristen erst mit einer Verzögerung von mehreren Jahren erfasst werden.
Anzeige
NEU > Kreikebohm, SGB VI Gesetzliche Rentenversicherung
— Der Kommentar zum Rentenrecht. Stand 1.1.2021 —
Jetzt informieren & bestellen > juristische-fachbuchhandlung
Inzwischen werden immer größere Teile der Rente besteuert. So war nach Berechnungen des Ministeriums Ende 2020 eine Single-Rente von 1.166 Euro gerade noch steuerfrei. Bis zur Einführung der Rentensteuer im Jahr 2005 lag der Wert noch bei 1.493 Euro. Laut Bild sind nach Angaben der Deutschen Rentenversicherung im vergangenen Jahr 1,4 Millionen Senioren neu in den Ruhestand gegangen. Von ihnen bezogen 384.039 (27,4 Prozent) mehr als 1.150 Euro Rente und wären damit rein rechnerisch bereits steuerpflichtig. Allerdings würde das nur für Singles gelten.
Grundfreibetrag erhöhen
Der Sozialverband VdK verlangt Reformen bei der Besteuerung der Altersbezüge. VdK-Präsidentin Verena Bentele sagte der Funke-Mediengruppe: „Wir brauchen dringend eine Reform, die vor allem arme Rentner in den Blick nimmt, die von ihren Alterseinkünften kaum leben können. Deren kleine Renten dürfen nicht auch noch besteuert werden“. Deshalb fordert die VdK-Chefin eine Anhebung des steuerlichen Grundfreibetrags von aktuell 9.744 auf 12.600 Euro und eine einfachere Steuererklärung für Rentner. Es könne nicht sein, dass von hochbetagten Rentnern verlangt werde, „die viel zu komplizierte Steuererklärung auszufüllen“.
Doppelbesteuerung inakzeptabel
Auch IG Metall-Vorstandsmitglied Hans-Jürgen Urban fordert eine Entlastung der Rentenempfänger. Der Funke-Gruppe sagte er: „Wir fordern den Gesetzgeber auf, endlich aktiv zu werden und die Gefahr der Doppelbesteuerung weitestgehend auszuschließen.“ Die derzeitige Regelung bei der Besteuerung von Altersbezügen sorge für „große Unzufriedenheit und Unsicherheit“ bei Beschäftigten und Rentnern. Für mehrere Altersgruppen komme es „zu einer systematischen Doppelbesteuerung, die aus Sicht der IG Metall verfassungswidrig ist“. Das sei nicht akzeptabel, so Urban.
.
dts-Material