Hilft Silberwasser gegen Corona? – Die Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) geht jetzt mit einer neuen Informationsplattform im Internet gegen gefährliche Fake News in Form von falschen Gesundheitsinformationen vor.
„Es bedarf eines Marktwächters Gesundheit, wie es ihn bereits für Digitales, Energie und Finanzen gibt“, fordert Uwe Schwenk, Director des Programms Versorgung verbessern – Patienten informieren der Gütersloher Bertelsmann Stiftung.
Alternative Wahrheiten
Es sind nicht nur selbsternannte Experten und Covid 19-Leugner, die im Netz ihre eigenen „alternativen Wahrheiten“ verbreiten, sondern auch Anbieter von Gesundheitsleistungen, die mit irreführenden Zusatzangeboten beim Arzt oder Zahnarzt Geschäfte machen wollen. Dazu gehören auch Heilsversprechen durch bioenergetische Felder oder Steine, die angeblich die Selbstheilungskräfte des Körpers aktivieren, antimikrobielles Silberwasser, das Viren unschädlich machen soll, oder Alu-Hütchen gegen Gehirnmanipulation.
Anzeige
Ihre Rechte gegenüber Ärzten, Kliniken, Apotheken und Krankenkassen
Jetzt hier informieren und bestellen > juristische-fachbuchhandlung
Kein Wunder, dass gerade in Zeiten der pandemiebedingten allgemeinen Verunsicherung immer mehr Menschen im Netz nach Antworten auf Fragen zu Krankheiten und Behandlungsmöglichkeiten suchen. Um ihnen zu helfen, im digitalen Informationsdschungel die Spreu vom Weizen und gute Informationen von irreführenden und unseriösen trennen zu können, hat die Verbraucherzentrale Bundesverband jetzt eine neue Webseite ins Leben gerufen.
www.faktencheck-gesundheitswerbung.de
Diese Internetseite ist Teil des Projekts „Verbraucherschutz im Markt der digitalen Gesundheitsinformationen und Individuellen Gesundheitsleistungen“, das vom Bundesmininsterium der Justiz und für Verbraucherschutz (BMJV) gefördert wird. Dort werden Verbraucherinnen und Verbraucher nicht nur vor vermeintlichen Wundermitteln gegen das Sars-CoV-2-Virus gewarnt; sie werden auch aufgefordert, irreführende Falschmeldungen mitzuteilen.
Gefährliche FFP2-Maskenfälschungen
Ein derzeit besonders großes Problem sind die im Netz kursierenden Angebote von FFP2-Masken unbestimmter Herkunft, die nicht als Schutzausrüstung zertifiziert sind und daher möglicherweise nicht die geltenden Sicherheitsanforderungen erfüllen, oder angeblich verfügbare Arzneimittel gegen das Coronavirus bei unregistrierten Online-Versendern und Fake-Shops.
Falschinformationen schneller erkennen
„Unser Projekt soll dazu beitragen, Verbraucherinnen und Verbraucher in die Lage zu versetzen, windige Gesundheitsinformationen frühzeitig zu erkennen und kritisch mit solchen Angeboten umzugehen“, erklärt Christian Kastrop, Staatssekretär für Verbraucherschutz im BMJV. Das gilt auch und ganz besonders für Angebote und Versicherungsschutz von bzw. für die sogenannten IGeL-Leistungen, also Diagnoseverfahren und Behandlungsmethoden, die nicht zum Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen gehören und vom Patient selbst zu zahlen sind – wie z. B. Messung des Augeninnendrucks, PSA-Tests zur Prostata-Früherkennung, Zahnersatzzusatzleistungen u. v. m.
Wundermittel gegen Corona
Besondere Sorgen macht den Verbraucherschützern derzeit jedoch das Geschäft mit der Angst, genauer gesagt mit dubiosen Arznei- und Wundermitteln gegen das Coronavirus. Neben der Verbraucheraufklärung ist dabei der Kampf gegen Fake-Shops ein zentrales Anliegen der Verbraucherschützer. Auf faktencheck-gesundheitswerbung.de gibt es deshalb ein Kontaktformular, über das Verbraucherinnen und Verbraucher „falsche, irreführende oder gefährliche Gesundheitsinformationen mit und ohne Corona-Bezug“ melden können.
Fake-Shops & fragwürdige Anbieter
Auch Hinweise auf Fake-Shops sind ausdrücklich erwünscht, zumal sie auch für Laien in der Regel leicht zu erkennen sind: keine direkte Kontaktmöglichkeit zum Anbieter, kein Impressum, dafür aber Vorkasse! „Gerade beim Onlinehandel sind fragwürdige Anbieter allerdiungs oft nicht auffindbar. Verbraucher wären besser geschützt, wenn solche Seiten gar nicht erst online gehen würden.“, beklagt die Verbraucherzentrale Bundesverband.
Immerhin sind die großen Internetkonzerne bereits mit von der Partie und haben die Werbung für Desinfektionsmittel, Atemmasken und angebliche Corona-Tests auf ihren Seiten verboten. Gleichzeitig erlauben sie den Gesundheitsbehörden und der Weltgesundheitsorganisation Pop-Up-Meldungen im News Feed und kostenlose Aufklärungsanzeigen gegen „alternative Wahrheiten“ und vermeintliche Wundermittel.