Das im November von der Bundesregierung beschlossene Verkaufsverbot für Trinkhalme, To-Go-Becher und andere Einweg-Behälter aus Plaste oder Styropor hat die Rechnung ohne Covid-19 gemacht: Wohin mit den Abermillionen von Einweg-Masken und Schnelltest-Röhrchen?
Einweg- und Wegwerfprodukte aus Kunststoff, für die es gute Alternativen gibt, sollen ab 3. Juli 2021 in Deutschland nicht mehr verkauft werden können. Mit dieser Verordnung übernimmt die Bundesregierung europäisches Recht und sagt der Wegwerf-Mentalität den Kampf an. Wattestäbchen, Trinkhalme, Geschirr und Bestecke aus konventionellem Plastik sowie Einweg-Behälter aus Styropor und die beliebten To-go-Getränkebecher sind künftig nicht mehr erlaubt. Zum Schutz der Umwelt und der zunehmend vermüllten Meere.
Problem „Wegwerfmentalität“
Doch noch bevor der Kabinettsbeschluss im November auch vom Bundesrat seinen Segen erhalten konnte, sorgte das Corona-Virus bereits für eine ganz neue, bisher kaum bedachte Herausforderung im Kampf gegen „Wegwerfmentalität“ und Meeresverschmutzung. Denn während in Deutschland noch über die Ausweitung des Mund-Nasen-Schutzes im öffentlichen Raum diskutiert wird, häufen sich in der sogenannten Dritten Welt bereits Berichte über Einweg-Masken, die massenhaft an die Meeresstrände gespült werden.
Die Masken – ein Entsorgungsproblem
Auch bei uns gehören die achtlos entsorgten oder einfach aus der Jackentasche gefallenen Masken zum Straßenbild: Sie liegen an Bushaltestellen und auf Spielplätzen, hängen vielerorts an Büschen und verrotten in Fußgängerzonen und auf öffentlichen Plätzen. Genauer gesagt: Sie verrotten eben nicht! Denn nach einer Schätzung von Greenpeace dauert es mindestens 450 Jahre, bis sich eine weggeworfene Maske zersetzt – zum Vergleich: Ein To-Go-Becher braucht „nur“ etwa 50 Jahre.
Kontaminierter Mund-Nasen-Schutz
Aber wohin mit der womöglich kontaminierten Einweg-Maske, wenn ich z. B. aus der Straßenbahn oder dem Kaufhaus komme und/oder kein Mülleimer in Sicht ist? Hand- oder Jackentasche sind nicht empfehlenswert, da die Maske möglicherweise voller Krankheitserreger ist. Die Lösung könnte ein verschließbarer Beutel aus Plastik (!) sein, in dem die Einweg-Maske oder ggf. auch der benutzte Einweg-Handschuh nach Hause getragen und dort im Restmüll entsorgt werden kann.
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Die Alternative: Wir behalten Maske und Handschuhe im Gesicht bzw. an den Händen, um sie erst daheim oder am Arbeitsplatz abzuziehen, im Restmüll zu entsorgen und so der Verbrennung zuzuführen. Denn „Einweg-Masken gehören nach Gebrauch unbedingt in den Restmüll, genauso wie Einweg-Handschuhe“, erklärt der Bundesverband der Deutschen Entsorgungs- Wasser- und Rohstoffwirtschaft.
Wohin mit verbrauchten Schnell-Tests?
Damit aus der Corona-Krise keine Müll-Krise wird, wäre die Alternative natürlich eine verrbindliche Mehrwegmaske aus Stoff, die nach jedem Tragen im Kochwaschgang gereinigt werden kann. Doch angesichts von inzwischen über 7.000 Corona-Neuinfektionen pro Tag in Deutschland und einer diesbezüglich immer noch viel zu hohen Zahl von Masken-Muffeln und –Verweigerern scheint die Ökobilanz vielen eher zweitrangig, und entsprechende Auflagen würden die Masken-Akzeptanz in der ohnehin corona-gestressten Bevölkerung kaum steigern.
Gigantischer Abfallberg
Noch nicht einmal im Ansatz geklärt ist die Frage, wie die angekündigten, millionenfachen Corona-Schnell-Tests und deren Proben entsorgt werden können. „Sollte es dazu kommen, dass auch Apotheker Corona-Tests durchführen können, so muss auch die Entsorgung der Proben geregelt sein. (…) Bisher existiert allerdings kein Sammelbehältnis in den Apotheken“, konstatiert die Healthcare-Spezialistin Alexandra Negt auf dem Nachrichten-Portal Apotheke Adhoc.
Epidemisch tickenden Zeitbombe
„Es ist in der momentanen Situation im Kampf gegen die Ausbreitung des Virus unerlässlich, dass sich alle des Risikos bewusst sind. (…) Dieses Risiko umfasst auch die alltäglich anfallenden Abfälle“, mahnt z. B. der grüne, baden-württembergische Umweltminister Franz Untersteller. Und wenn – wie bereits angekündigt –demnächst auch Corona-Schnelltests für private Haushalte auf den Markt kommen sollten, wird der in Corona-Zeiten ohnehin wachsende Hausmüll mit seinen potenziell kontaminierten Abfällen womöglich zu einer epidemisch tickenden Zeitbombe. Diese zu rechtzeitig zu entschärfen, bedarf es weiterer Verordnungen – im Einklang mit europäischem Recht