Dem Zoll gelingt ein großer Erfolg im Kampf gegen organisierte Kriminalität auf dem Bau. In den frühen Morgenstunden am Dienstag klingelten Fahnder des Zolls, unterstützt von Landes- und Bundespolizisten, zeitgleich an 33 Wohnungstüren im Rhein-Main-Gebiet.
Die Aktion richtete sich gegen ein auf Gleisbauarbeiten spezialisiertes Unternehmen. Durch ein Geflecht von Servicefirmen und Scheinrechnungen versuchten die Verantwortlichen, die tatsächlichen Auftrags- und Arbeitgeberverhältnisse zu verschleiern. Mithilfe von Scheinrechnungen wurde Geld bereitgestellt, mit dem Arbeitnehmer „schwarz“ bezahlt wurden.
8,7 Millionen Euro Steuer- und Sozialbetrug
Schon seit längerem ermittelt die Sonderkommission „Rhein-Main“ des Hauptzollamts Gießen gegen das verdächtige Unternehmen und die mit ihm verbundenen „Serviceunternehmen“. Jetzt schlug die speziell am Standort Wiesbaden eingerichtete Ermittlungsgruppe „Simplon“ zu. Über 400 eingesetzte Beamte zeigen das Ausmaß des Betrugs. Der Zoll schätzt den verursachten Schaden durch entgangene Steuern, Sozialversicherungs- und Sozialkassenbeiträge auf über 8,7 Millionen Euro.
Geld stinkt doch !
Am Einsatz beteiligt waren auch Bargeldspürhunde des Zolls. Die vierbeinigen Helfer suchten in verdächtigen Wohnungen und Geschäftsräumen nach verstecktem Bargeld. Dabei wurde Hündin Wanja fündig. Das Versteck unter einer Matratze war nicht gut genug für die trainierte Hundenase. 90.000 Euro Bargeld fanden die Beamten versteckt in einer kleinen Tasche.
Scheinrechnungen und fingierte Verträge
Auch die Betreiber der beteiligten „Servicefirmen“ erhielten ungebetenen Besuch vom Zoll. Die Ermittler gehen bei ihnen von organisierter Kriminalität aus. Die zuständige Staatsanwaltschaft in Frankfurt/Main beschuldigt die Firmeninhaber, diese nur zur Erstellung sogenannter „Abdeckrechnungen“ gegründet zu haben. Weiterhin sollen sie fingierte Arbeitsverträge und Verträge als Subunternehmer erstellt haben.
Die an die „Serviceunternehmen“ überwiesenen Beträge wurden bar zurückgegeben. Nach bisherigen Erkenntnissen der Ermittler wurden auf diese Weise mindestens 19 Millionen Euro generiert. Um nicht selber in Erscheinung treten zu müssen, setzten die Täter häufig Strohmänner aus Osteuropa als Geschäftsführer ein.
Fünf Verdächtige festgenommen
Im Rahmen der Durchsuchungen wurden fünf Personen festgenommen.
Die Ermittler stellten umfangreiches Beweismaterial sicher. Darunter befanden
sich Computer und zahlreiche Mobiltelefone. Von der nun folgenden forensischen
Auswertung erhofft sich der Zoll weitere Erkenntnisse.
Gegen die Hauptbeschuldigten wurde von der Staatsanwaltschaft Frankfurt/Main Haftbefehl
erlassen. Bei der Aktion wurden auch Vermögensteile der Beschuldigten beschlagnahmt.
Sollte ein rechtskonformer Erwerb nicht nachwiesen werden, könnte das Vermögen
eingezogen werden.
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Quelle: PM Zoll Online v. 3.12.2019