Wer Gold kauft, der hat etwas zu verbergen. Das scheint die Logik zu sein, die hinter dem jüngsten Gesetzgebungsvorhaben der Bundesregierung steht. Eingebettet in den Entwurf des „Gesetzes zur Umsetzung der Änderungsrichtlinie zur Vierten EU-Geldwäscherichtlinie“ soll zukünftig jeder Goldkauf über 2000 Euro meldepflichtig werden.
Bisher können Verbraucher bis 10.000 Euro Gold erwerben, ohne dass eine Meldung an die Finanzbehörden erfolgt. In dem Gesetzentwurf heißt es: „Die Erkenntnisse der nationalen Risikoanalyse hätten ergeben, dass insbesondere im Bereich des Goldhandels ein starker Bargeldverkehr knapp unterhalb der gegenwärtigen Schwelle für die Identifizierungspflicht von 10.000 Euro stattfinde. Es werde offensiv damit geworben, wie viel Edelmetall identifizierungsfrei eingekauft werden könne.Daher soll die Schwelle von 10.000 auf 2.000 Euro gesenkt werden, um diesen Umgehungshandel zu unterbinden…“
Bundesrat: Meldeschwelle 1000 Euro
Der Bundesrat verlangt in seiner Stellungnahme zu diesem Gesetzesvorhaben sogar eine Absenkung des Schwellenwertes auf 1000 Euro. Damit würde erreicht, dass die Aufstückelung der Barzahlung auf unterhalb des Schwellenwertes von 1.000 Euro liegende Goldmünzen wirtschaftlich uninteressant wäre, da dafür überproportionale Prägekosten anfallen würden.
Diese Überlegungen lehnt die Bundesregierung aber ab, da sie lieber erst einmal abwarten möchte, wie sich die geplante Änderung auswirkt. Den Erwerb von Goldmünzen möchte die Regierung weiterhin „identifizierungsfrei“ ermöglichen.
Geldwäsche: Edelmetall fast bedeutungslos
Anscheinend ist die Regierung, was das Goldkaufverhalten der Bürger angeht, besser informiert als die Experten im Bundesfinanzministerium (BMF). Diese mußten, auf die Anfrage des FDP–Bundestagsabgeordneten Frank Schäffler, zugeben: „Die Zahl der suspekten Transaktionen mit Gold sei tatsächlich sehr klein.“
Wie die „Welt am Sonntag“ berichtete, gab es laut BMF im vergangenen Jahr von insgesamt 77.252 Verdachtsmeldungen an die „Zentralstelle für Finanztransaktionsuntersuchungen“ nur 175 Fälle, bei denen Edelmetalle überhaupt eine Rolle spielten. Im Jahr 2017 waren es sogar nur 64 derartige Meldungen.
In 2 Jahren 4 Verdachtsfälle unter 10000 €
Ganze vier Fälle (aus beiden Jahren!) lagen unter der aktuellen Meldeschwelle von 10.000 Euro. „Wenn wegen vier konkreten Fällen die Regierung die Schwelle für Tafelgeschäfte absenkt, dann zeigt das die ganze Absurdität der Verschärfung“, kritisiert FDP-Politiker Schäffler in der Zeitung. Es zeuge von ungerechtfertigtem Misstrauen gegenüber dem Bürger, alle zu kriminalisieren, die unterhalb der Meldeschwelle Gold erwerben würden, Auch die „Fachvereinigung Edelmetalle“ meldet Zweifel am Geldwäschevorwurf mittels Gold an. Das würden überwiegend von Kleinstanlegern gekauft und diese müßten sich beim Händler identifizieren.
Datenschutz nein danke ?
Weitere Bedenken gegen das Gesetzesvorhaben kommen von Seiten der Datenschützer. Professor Gregor Kirchhof von der Universität Augsburg verweist auf die Verhältnismäßigkeit und fordert mehr Datenschutz. Das sieht auch der Bundesdatenschutzbeauftrage Ulrich Kelber so. Gegenüber dem Handelsblatt sagte er: „Auch wenn das deutsche Geldwäscherecht an die europarechtliche Geldwäscherichtlinie angepasst werden muss, habe ich Bedenken, ob deren Vorgaben insgesamt mit dem grundrechtlichen Persönlichkeitsschutz und der Grundrechtecharta vereinbar sind.“
Goldbesitz: Gleiches Recht für alle
Die Goldreserven der Bundesbank betrugen Ende 2017 über 3.369 Tonnen. Das entspricht 270.000 Goldbarren zu je 12,5 Kilogramm. Das Magazin „Capital“ hat einmal ausgerechnet, was das in Euro und Cent bedeutet: etwa 119,3 Milliarden Euro. Damit repräsentiert der Goldbestand zwei Drittel der deutschen Währungsreserven.“Diese Reserven sind die zweitgrößten der Welt. Nur die Vereinigten Staaten haben mehr. Und die deutschen Sparer………..
Zwei Drittel der Deutschen haben ein mehr oder weniger großes Golddepot. Laut einer aktuellen Statistik besitzen sie zusammen über 8900 Tonnen Gold ! Davon sind 4925 Tonnen Barren und Münzen und knapp 4000 Tonnen Schmuck. Das ergab eine Studie der Steinbeis-Hochschule für die Reisebank, welche die FAZ veröffentlichte.
Gold ist eine Versicherung
Gold dient zur Absicherung gegen Währungsrisiken und der Euro ist dank seiner Konstruktion ein ständiges Sorgenkind. Wie groß das Sicherheitsbedürfnis der deutschen Währungshüter ist, erkennt man an der Rückführung großer Teile der bisher im Ausland lagernden deutschen Goldbestände in die Tresore der Bundesbank.
Angesichts dieser Fakten ist es nur zu verständlich, dass sich auch Privatleute die eine oder andere Goldmünze in den Safe legen. Edelmetall ist wertstabil. Das ist für viele Bürger ein gutes Kaufargument angesichts einer jährlichen Inflationsrate von 1,9 Prozent (2018) und einer Kapitalverzinsung von 0 Prozent. Die sich ausbreitenden „Straf- oder Negativzinsen“ der Banken für Guthaben über 100.000 Euro sind ein weiteres Argument für Anleger über einen Goldkauf nachzudenken.
Im Deutschlandfunk sagte der bekannte Rohstoffexperte Eugen Weinberg: „Gold wirft keine Rendite ab, man kann nur auf einen steigenden Goldpreis spekulieren.“ Aber das hält er für grundlegend falsch. Denn eigentlich müsse man Gold wie eine Versicherung betrachten.
.
Quellen: rb, dts, hib