Nach einer Berechnung des Wirtschaftswissenschaftlers Friedrich Schneider von der Johannes-Kepler-Universität in Linz erhöht sich der Anteil der Schwarzarbeit am deutschen Bruttoinlandsprodukt (BIP) in diesem Jahr von rund neun auf elf Prozent. Das entspreche einem Zuwachs gegenüber dem Vorjahr um 32 Milliarden Euro auf 348 Milliarden Euro.
„Die Leute haben durch Kurzarbeit mehr Zeit und zum Teil kräftige Einkommenseinbußen, das treibt sie in die Schattenwirtschaft“, sagte Schneider der Welt am Sonntag. Anfang des Jahres noch ging er in seiner Prognose davon aus, dass der Anteil der Schwarzarbeit in Deutschland im elften Jahr in Folge sinkt: von 9,2 Prozent auf 9,1 Prozent des BIP. Der Wissenschaftler veröffentlicht diese Studie jedes Jahr zusammen mit dem Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung der Universität Tübingen.
Wirtschaftsweise kritisieren Regierung
Der Chef der Wirtschaftsweisen, Lars Feld, kritisierte in diesem Zusammenhang den vom Bundeskabinett in dieser Woche verabschiedeten Gesetzentwurf, nach dem Werkverträge und Leiharbeit in der Fleischindustrie verboten werden sollen. „Der Staat sollte es unterlassen, mit zusätzlichen, unter dem Deckmantel der Coronakrise getroffenen Maßnahmen Arbeitskräfte in die Schattenwirtschaft zu treiben“, sagte Feld der Zeitung.
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„Die Schattenwirtschaft ist dann ein Ventil, das die Auswirkungen der Krise für die Betroffenen etwas abmildert“, so der Ökonom. Erst wenn die Coronakrise ausgestanden sei, solle der Staat wieder „dezidiert gegen die Schattenwirtschaft vorgehen“.
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Quelle: dts-Nachrichtenagentur