In einem Werbeslogan der bayrischen Autobauer heißt es: „Aus Freude am Fahren“. So weit, so gut. Aber er fehlt der Zusatz, womit Freude am Fahren entstehen soll!
Die Antwort auf diese nie gestellte Frage kommt jetzt aus München und sie fällt revolutionär aus: BMW rät Mitarbeitern zum Umstieg aufs Fahrrad!
In der Anfangszeit des Automobilbaus war es ein wichtiges Ziel von Henry Ford, daß sich jeder Ford-Arbeiter das Auto kaufen konnte, das er selbst gebaut hatte. Dem Auto gehörte die Zukunft.
Kein Auto – kein Verkehrsproblem
Freie Fahrt für freie Bürger auf freien Straßen und leeren Autobahnen. Diese goldenen Zeiten für Automobilisten sind schon lange vorbei. Jetzt hat der BMW-Konzern im Kampf gegen Stau und Parkplatznot in München ein Zeichen gesetzt.
Seinen Mitarbeitern am Hauptsitz in der bayerischen Landeshauptstadt bietet der Autohersteller Dienstfahrräder an, um sie zum Umstieg auf ein umweltfreundlicheres und platzsparendes Verkehrsmittel zu bewegen.
Pendler sind das Problem
„Den drohenden Verkehrskollaps können wir nicht mit Autos verhindern“, verkündete BMW-Betriebsratschef Manfred Schoch im „Spiegel“. Als Kernproblem haben die Spezialisten für sportliches Fahren den Pendlerverkehr ausgemacht. Dafür müsse man jetzt „völlig neue Lösungen“ finden.
Die völlig neue Lösung bei BMW heißt: Fahrradfahren. Bevor das Auto die bundesdeutschen Städte eroberte, war das Fahrrad schon einmal die bevorzugte Verkehrslösung. Neben zu Fuß gehen, gab es keine andere Lösung für den Individualverkehr. Aber dann kam das Wirtschaftswunder und die Arbeitnehmer konnten sich die Autos leisten, die sie selbst gebaut hatten!
Henry Ford‘s Denkfehler
An endlose Staus und verstopfte Straßen hatte Henry Ford damals nicht gedacht. Der Autopionier zahlte seinen Arbeitern für die damalige Zeit einen überdurchschnittlichen Lohn, damit sie ihren Traum vom Auto verwirklichen konnten. Er wollte das Auto zum Verkehrsmittel für Jedermann machen. Das ist ihm und seinen Nachfolgern so gut gelungen, dass jetzt jedermann im Stau steht.
Am Verkehrskollaps elektrisch vorbeiradeln
Es gibt einen Witz, in dem sich ein Mann an einer Warteschlange vorbeidrängt mit den Worten: „Lassen Sie mich durch, ich bin BMW-Fahrer.“ Dieses einfache System funktioniert im heutigen Straßenverkehr definitiv nicht mehr. Jetzt sollen zumindest die Mitarbeiter des Münchener Autobauers wieder durch den Stau durchkommen.
Seit Anfang September können BMW-Mitarbeiter in München deshalb Fahrräder leasen. Statt mit einem PS-starken Premiumauto sollen sie künftig mit dem Elektrorad zur Arbeit fahren. Die Kosten für die oft mehrere Tausend Euro teuren E-Bikes werden mit der Erfolgsvergütung verrechnet.
And the winner is – BMW !
„Wir haben 40.000 Mitarbeiter in München“, so Schoch, „wenn nur zehn Prozent davon aufs Rad umsteigen, könnte man zwei Parkhäuser zumachen.“ Und das wäre nicht der einzige Vorteil für den Premiumhersteller. Angesichts eines überforderten Nahverkehrs in der bayrischen Metropole mit unkalkulierbaren Bahnausfällen und den im Berufsverkehr verstopften Straßen, ist das Fahrrad eine wirklich clevere Lösung.
Erstens, die Mitarbeiter sind weniger gestresst, denn Stress ist gesundheitsschädlich und das kann zu Fehlzeiten führen. Zweitens, die Mitarbeiter sind pünktlich, da sie ja am Stau vorbeiradeln können. Drittens, die Mitarbeiter zahlen ihr Fahrrad selbst, da es von der Erfolgsprämie abgezogen wird. Viertens: Radfahren ist gesund und auch das reduziert die Fehlzeiten.
So närrisch sich die Idee anhört, sie ist alles andere als eine Narretei. Es wird Zeit neue Wege zu gehen und zu fahren. Wege, die mit dem Fahrrad schneller und umweltfreundlicher zu bewältigen sind. Der Premiumhersteller BMW weist den Weg. Die teuren Premiumautos exportieren und selbst gesund Fahrrad fahren.
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R.B.,dts