„Es braut sich ein Sturm zusammen“, sagt Klaus Wohlrabe, Leiter Umfragen beim Ifo-Institut. „Nach einem langjährigen Boom würgen die höheren Zinsen und die drastisch gestiegenen Baukosten das Neugeschäft förmlich ab.“
Seit dem Frühling 2022 sind, nach den Beobachtungen der Ifo-Statistiker, auffällig viele Auftragsstornierungen im Wohnungsbau erfolgt. Damit setzt sich der Rückgang des Wohnungsbaus in Deutschland unvermindert fort. Im Juli diesen Jahres klagten 40,3 Prozent der Unternehmen über Auftragsmangel, nach 34,5 Prozent im Juni. Das sind die neuen Zahlen des Ifo-Instituts, die am Montag (21.8.) veröffentlicht wurden. Vor einem Jahr lag der Anteil noch bei 10,8 Prozent!
Talsohle noch nicht erreicht
„Der Wohnungsbau steht unter starkem Druck. Auf der einen Seite werden kontinuierlich bestehende Aufträge storniert, auf der anderen Seite kommen immer weniger Neuaufträge rein“, erklärt Ifo-Experte Wohlrabe, der darauf verweist, dass viele Unternehmen noch von den Auftragspolstern zehren, die sie in besseren Zeiten aufbauen konnten. Wohlrabe warnt: „Für einige Betriebe wird die Situation allerdings schon bedrohlich“.
Verschiebung Neubauvorschriften
Das hat auch die Bundesregierung erkannt und versucht gegenzusteuern. Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) will die im Koalitionsvertrag vereinbarte Verschärfung des Energiestandards für Neubauten erst einmal kippen. Die Effizienzstufe EH-40 soll nicht, wie im Koalitionsvertrag vereinbart, ab Januar 2025 vorgeschrieben werden. Bei RTL/n-tv erklärte Geywitz am Montag (21.08.) „Aus meiner Sicht ist die Situation jetzt nicht so, dass man bei den Baupreisen und den ganz stark zurückgegangenen Bauanträgen noch weitere Standardverschärfungen machen sollte.“
Priorität für Wohnungsbau
„Es ist natürlich in einer Situation, wo Deutschland ein sehr, sehr geringes Wachstum hat, nicht realistisch, dass wir ein Wachstum im Bereich der Bauwirtschaft von 33 Prozent haben“, begründete die SPD-Politikerin ihren Sinneswandel. Etwa diese Steigerung wäre nötig, um auf 400.000 Wohnungen im Jahr zu kommen. Ihr vorrangiges Ziel sei zunächst, wieder auf den Wachstumspfad zu kommen.
Anzeige
>> Brandneu und unverzichtbar im Immobilienbereich <<
BuchTIPP: Beck’sches Formularbuch Immobilienrecht
Hier erfahren Sie mehr >> juristische-fachbuchhandlung
Auf die Nachfrage, ob das Ziel der Bundesregierung von 400.000 neuen Wohnungen in den Jahren 2024/2025 erreicht würde, antwortete Geywitz eher vorsichtig: Im Moment seien die Bauzinsen sehr hoch und man müsse in die Glaskugel schauen, um die Zinsentwicklung vorherzusagen, so die SPD-Politikerin.
.
Quelle: dts-Material