Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) will mit einem Homeoffice-Gesetz einen neuen Rechtsrahmen für mobiles Arbeiten schaffen. Kritik von Union und Arbeitgeberverbände an seinem Gesetzentwurf weist er entschieden zurück.
„Da wo technisch und betrieblich nichts dagegen spricht, wollen wir die Möglichkeit nutzen, damit Menschen auch erleben, dass die Arbeit besser zum Leben passt“, sagte Heil am Montag (5.10.) im Deutschlandfunk. “ Am heimischen Arbeitsplatz sollen künftig auch das Arbeitszeitgesetz und die entsprechenden Arbeitsschutzbestimmungen gelten. Das sei erforderlich, „um die Beschäftigten vor der Entgrenzung von Arbeit zu schützen“, so Heil im Gespräch mit dem Sender.
Unterstützung vom DGB
Doch Homeoffice eignet sich nicht für alle Berufsgruppen. Dazu sagte DGB-Chef Reiner Hoffmann der Neuen Osnabrücker Zeitung: „Es ist doch völlig klar, dass einige Berufe sich nicht fürs Homeoffice eignen. Die Pflege muss am Menschen erbracht werden, und auch auf dem Bau wird man nicht zu Hause arbeiten können“ und auch Heil weiß: „der Bäcker wird auch künftig nicht von zu Hause arbeiten können“.
Anzeige
Arbeitsrecht in Not- und Krisenzeiten — C.H.Beck 2020
Informieren & Bestellen > juristische-fachbuchhandlung
Trotzdem unterstützt der DGB das Gesetzesvorhaben. Nach Meinung des Gewerkschaftsbundes darf es nicht ins Ermessen des Arbeitgebers gestellt sein, ob Beschäftigte ihren Anspruch auf mehr Zeitsouveränität durchsetzen können.
Viel Gegenwind für Heil
Nach Heils Meinung sorgt das umstrittene Homeoffice-Gesetz für mehr Produktivität und Zufriedenheit bei Arbeitnehmern. Dieses Potential würden die Arbeitgeber doch längst ausschöpfen meint dagegen Unionsfraktionsvize Carsten Linnemann. Der Rheinischen Post sagte er: „Die Krise hat gezeigt, dass die meisten Arbeitgeber, die es können, ohnehin gerne Homeoffice anbieten“.
Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer hält das Gesetzesvorhaben sogar für „blanken Unsinn“. Ein Arbeitgeber müsse sein Unternehmen so organisieren können, wie es dem ganzen Betrieb mit seinen verzahnten Abläufen diene – „und nicht ausschließlich, wie es dem einzelnen Mitarbeiter dient.
Fazit: Beschäftigte im produzierenden Gewerbe, Dienstleistungssektor, Gesundheitsbereich, Handwerker, Transportgewerbe und noch viele weitere Berufsgruppen werden kein Homeoffice von Innen sehen. Es bleiben viele Beschäftigte, die sich weiter den Gefahren eine Coronainfektion aussetzen müssen, um Gesellschaft und Wirtschaft am Laufen zu halten. Profitieren vom geplanten Homeoffice-Gesetz werden wohl nur Beschäftigte mit Bürotätigkeiten.
.
Quelle: dts-Material